Die Geschichte von MAN

Dampfmaschine

MAN – die drei Buchstaben stehen für einen der weltweit führenden Anbieter von Nutzfahrzeugen und Großdieselmotoren, Turbomaschinen und Spezialgetrieben. Bis zum 9. November 2011 übernahm die Volkswagen Aktiengesellschaft die Aktienmehrheit des in der MAN SE gebündelten Investitionsgüterkonzerns mit seinen weltweit mehr als 54 000 Mitarbeitern. Seither gehört MAN als eigenständige Marke zum Volkswagen Konzern. Eine strategische Minderheitsbeteiligung von 15,06 Prozent an der MAN AG hielt die Volkswagen Aktiengesellschaft vom 3. Oktober 2006 an. Der Schaffung eines integrierten Nutzfahrzeugbereichs diente auch der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, der auf der Aktionärsversammlung der MAN SE am 6. Juni 2013 angenommen und am 16. Juli 2013 durch die Eintragung ins Handelsregister wirksam wurde. MA N bildet eine der drei Nutzfahrzeug-Marken des Volkswagen Konzerns, die seit dem 1. September 2012 im Konzernvorstand durch das Ressort Nutzfahrzeuge koordiniert werden. Das operative Geschäft führt MAN wie die anderen Marken eigenständig. Mit seiner integrierten Nutzfahrzeugstrategie zielt der Volkswagen Konzern darauf ab, unter dem Dach der Volkswagen Aktiengesellschaft Synergien aus der engeren Zusammenarbeit von Volkswagen Nutzfahrzeuge, MAN und Scania zu nutzen.

Eisenhütte St. Antony
EISENHÜTTE ST. ANTONY
Dampfmaschine
DAMPFMASCHINE
Bau der Müngsten Stahlbrücke
BAU DER MÜNGSTEN-STAHLBRÜCKE
Erster Dieselmotor
ERSTER DIESELMOTOR

Die Firma blühte auf und schloss zur internationalen Spitze des Druckmaschinen- und des Stahlhochbaus auf. M.A.N. fertigte unter anderem die Träger für die Wuppertaler Schwebebahn. Noch vor dem Zusammenschluss hatte Anton von Rieppel in Nürnberg mit Blick auf Diesels Erfindung die Weiterentwicklung des selbstzündenden Motors zu einem Antrieb für Fahrzeuge angestoßen. 


Zunächst aber setzte M.A.N. auf den wachsenden Markt der Schiffsdiesel und fertigte an beiden Standorten Schiffsantriebe: Während das Augsburger Werk Viertakt-Dieselmotoren herstellte, baute das Nürnberger Werk ZweitaktDiesel. Die Nürnberger Schiffsdiesel setzten sich 1910 in einer Kooperation mit der Hamburger Werft Blohm & Voss durch.1912 wurde mit der Selandia das erste See gehende Schiff mit Dieselmotoren in Dienst gestellt. Motorenlieferant war die dänische Firma Burmeister & Wain, die heute in der MAN Diesel & Turbo aufgegangen ist. Die Produkte der M.A.N. fanden inzwischen weltweit Absatzmärkte, der Export stieg bis 1913 auf 29,8 Prozent des Umsatzes von 99,9 Millionen Mark, die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich auf 15 792 Mitarbeiter. 


Eine Anfrage des Heeres zum Bau von Lastwagen gab nach Beginn des Ersten Weltkriegs den Anstoß, in Kooperation mit den Schweizer Automobilwerken Adolph Saurer in die Fertigung von Nutzfahrzeugen einzusteigen. Der Entwicklungspfad zum Lastwagenbau war bereits vor der Jahrhundertwende vorgeprägt und drängte in das neue Marktsegment, auch um das Nürnberger Werk, das den Schiffsmotorenbau nach Augsburg abgegeben hatte, auszulasten. Die Gründung der M.A.N.-Saurer Lastwagenwerke GmbH, kurz LW W genannt, in Nürnberg markierte am 21. Juni 1915 unter den Bedingungen des Ersten Weltkriegs den Einstieg von M.A.N. in den Nutzfahrzeugbau. Im ersten Betriebsjahr des Gemeinschaftsunternehmens verließen 118 Lastwagen das Lindauer Werk und fünf das Werk in Nürnberg. Hauptabnehmer war das Heer. Nach der Verlagerung des Lkw-Baus nach Nürnberg wurde der Standort Lindau 1916 geschlossen. Bis Mitte 1918 stellte LW W 665 vorwiegend für den Kriegseinsatz bestimmte Lastwagen her. Militärs lobten die robuste Bauweise der benzinbetriebenen Fahrzeuge.


Im Herbst 1918 zog sich Saurer aus dem Unternehmen zurück und vereinbarte mit M.A.N. den künftigen Lizenzbau. Am 14. November 1918 erfolgte die Umbenennung in M.A.N.- Lastwagenwerke. Der Eisen- und Stahlbedarf der M.A.N. traf sich mit der Expansionsstrategie der Gutehoffnungshütte. Das Montanunternehmen weitete mit einer Reihe von Übernahmen und Beteiligungen seinen Geschäftsbereich aus. Der Maschinenbau war besonders attraktiv, weil sich hier die Montanprodukte Eisen und Stahl kostengünstig veredeln ließen. M.A.N. drückte zu diesem Zeitpunkt ein hoher Schuldenbestand, nachdem das Unternehmen vergeblich versucht hatte, in den Lokomotivbau einzusteigen.


Das bayerische Unternehmen suchte deshalb einen starken Partner in der Montanindustrie des Ruhrgebiets. Nach der Gründung der Deutschen Werft in Hamburg und dem Kauf des Eisenwerks Nürnberg sowie der Maschinenfabrik Esslingen erwarb der GHH-Konzern 1920 die Aktienmehrheit der M.A.N.


Die Turbulenzen der Hyperinf lation überstand M.A.N. nur durch den Rückhalt des GHH-Konzerns. Der Lastwagenbau, 1915 mit großen Erwartungen als künftiges Geschäftsfeld gestartet, entwickelte sich schwach. 1921 verließen nur 370 Nutzfahrzeuge das Werk Nürnberg. M.A.N. fertigte kurzzeitig Motorpf lüge und baute ab 1922 Lastwagen-Fahrgestelle zu offenen Reisebussen aus. Das Marktsegment der Stadt- und Reisebusse wuchs in der Mitte der 1920erJahre rasant und M.A.N. wollte die wachsende Nachfrage bedienen.


Erst mit einer entscheidenden Weiterentwicklung des Dieselmotors, der Direkteinspritzung des Kraftstoffs in den Brennraum, gelang der Durchbruch zum Bau kleinerer, drehzahlfreudiger Antriebe für Lastwagen. Nach den Wettbewerbern Benz und Daimler gelang am 15. Dezember 1923 auch im Augsburger M.A.N. Werk die Entwicklung eines betriebsfähigen Lastwagens mit Dieselmotor und Direkteinspritzung. Am 13. März 1924 fuhr der erste 4-Tonner mit Kettenantrieb in fünfeinhalb Stunden vom Motorenwerk Augsburg ins Lastwagenwerk Nürnberg. Auch auf der Automobilausstellung in Berlin erwies sich der M.A.N. Vorführwagen im Dezember 1924 als besonders zuverlässig. Das erste Fahrzeug wurde am 11. November 1925 an eine Augsburger Brauerei ausgeliefert, wo er bis 1942 durchgehend im Einsatz war.

Erster MAN LKW mit Dieselmotor und Direkteinspritzung
ERSTER MAN LKW MIT DIESELMOTOR UND DIREKTEINSPRITZUNG
Zweitakt-Großdieselmotor
ZWEITAKT-GROSSDIESELMOTOR
Stärkster Diesel-Lastwagen der Welt
STÄRKSTER DIESEL-LASTWAGEN DER WELT
Schienenbus-Fertigung
SCHIENENBUS-FERTIGUNG

Als 1960 der dreißigtausendste Lastwagen vom Band lief, verfügte M.A.N. über 33 Werkstätten und Ersatzteillager und hatte mehr als 100 Vertragspartner im Inland. Im gleichen Jahr beschäftigten die M.A.N. Werke in Augsburg, Nürnberg, München, Gustavsburg und Hamburg insgesamt 32 470 Mitarbeiter. 1961 erreichte die M.A.N. Gruppe einen Umsatz von 1,13 Milliarden DM, auf das Geschäftsfeld Nutzfahrzeuge entfielen mit 440 Millionen DM fast 40 Prozent. M.A.N. bildete den stärksten Teil und zugleich den Innovationsmotor des GHH-Konzerns. 

Turbokompressor
TURBOKOMPRESSOR

Im Zuge der Neuausrichtung der GHH-Konzernstrategie wurde das Maschinenbaugeschäft bei der M.A.N. konzentriert, die wiederum im Nutzfahrzeugmarkt beständig wuchs. Im Nutzfahrzeugsektor erweiterte M.A.N. die eigene Angebotspalette um Fahrzeuge mit stärkeren Dieselmotoren sowie größeren Nutzlasten. Die Fertigung von Lastwagen und Omnibussen stand im Mittelpunkt der Geschäftsentwicklung, weshalb 1963 die Traktoren- und Schlepperproduktion verkauft wurde.


Der Nutzfahrzeugbau überschritt 1970 erstmals die Umsatzgrenze von einer Milliarde DM, wozu die Internationalisierung und Erweiterung der Lastwagenproduktion beitrug. 1966 nahm M.A.N. im bayerischen Penzberg ein OmnibusMontagewerk in Betrieb und eröffnete 1967 in Istanbul eine Fabrik mit einer anfänglichen Jahreskapazität von 300 Fahrzeugen. 1974 übernahm M.A.N. im südafrikanischen Pinetown bei Durban eine Montagefabrik, die 1962 von den dortigen M.A.N. Importeuren gegründet worden war. Der Nutzfahrzeugkonzern erweiterte sich 1971 durch die vollständige Übernahme der Firma Österreichische Automobil Fabrik AG, die kurz zuvor den traditionsreichen Wiener Lkw-Hersteller Gräf & Stift integriert hatte. 


Der Kauf des Braunschweiger Nutzfahrzeugunternehmens Büssing erfolgte 1971/72 über ein Tauschgeschäft mit der bundeseigenen Salzgitter AG: Während der GHH-Konzern aus dem Schiffsbau ausstieg und die Werften dem Staatsunternehmen übergab, erwarb er im Gegenzug schrittweise mit seiner Konzerntochter M.A.N. den Braunschweiger Lastwagenhersteller. Büssing, 1903 von dem im heutigen Wolfsburger Stadtteil Nordsteimke geborenen Unternehmer Heinrich Büssing gegründet, besaß 1968 im Lkw-Segment der Lastwagen über 8 Tonnen Gesamtgewicht zwar einen Inlandsmarktanteil von 18,7 Prozent, war jedoch zu klein, um sich dem Konzentrationsprozess zu entziehen. M.A.N. erwarb nicht nur das Know-how für Unterflurmotor-Lastwagen, sondern vergrößerte auch durch die Integration des Werks in Salzgitter seine Fertigungskapazitäten. Sichtbares Zeichen dieses Kaufs war das Wappentier der Welfen, der Braunschweiger Löwe, der auf dem Kühlergrill der M.A.N. Fahrzeuge gleichberechtigt unter dem M.A.N. Schriftzug angebracht wurde. 


Die Verbindung nach Niedersachsen wurde auch durch die 1977 mit der Volkswagenwerk AG geschlossene Vereinbarung über die gemeinschaftliche und arbeitsteilige Entwicklung und Herstellung einer Lkw-Reihe mit einem Gesamtgewicht von 6 bis 9 Tonnen intensiviert. M.A.N. unternahm damit einen neuen Anlauf zur Erschließung des unteren Marktsegments. Volkswagen wollte seinerseits sein Angebot leichter Nutzfahrzeuge nach oben erweitern. M.A.N. lieferte das Know-how seiner ebenso leistungsstarken wie sparsamen Dieselmotoren und konstruierte Vorderachse, Lenkung, Federung, Bremsen und Räder. Volkswagen brachte seine produktionstechnischen Möglichkeiten und sein enges internationales Vertriebsnetz ein. Die G-Baureihe der 7,5-Tonner mit 90 bis 136 PS, deren Design sich am Volkswagen LT orientierte, kam 1979 auf den Markt. Die Fahrzeuge, die zu einem Viertel im M.A.N. Werk Salzgitter und zu drei Vierteln im Volkswagen Werk Hannover hergestellt werden sollten, fanden bis 1993 in insgesamt 72 000 Einheiten Absatz. 


Im Bereich der Großdieselmotoren erfolgte eine wichtige Weichenstellung 1980, als M.A.N. das dänische Unternehmen Burmeister & Wain Diesel A/S übernahm. Auf der Basis der Akquisition erreichte M.A.N., dass heute bei Zweitaktdieseln, die in Tankern und großen Containerschiffen eingesetzt werden, der Marktanteil über 80 Prozent beträgt.

G Baureihe
G BAUREIHE

Die Fusion der M.A.N. auf den GHH-Konzern zur MAN Aktiengesellschaft vollzog 1986 förmlich nach, was längst wirtschaftliche Wirklichkeit geworden war: Der Ertragsbringer des Konzerns war MAN, drei Viertel der Konzernbelegschaft arbeiteten dort. Ihr Anteil am Konzerngeschäft stieg stetig und versprach weiteres Wachstum, das nun vom Firmensitz in München anstatt von Oberhausen aus gesteuert wurde. Gleichzeitig reduzierte der neue MAN Konzern seine Aktivitäten in anderen Geschäftsfeldern und konzentrierte sich auf die Bereiche Nutzfahrzeuge, Industriedienstleistungen, Druckmaschinen, Dieselmotoren sowie den Maschinen- und Anlagenbau, was in die Bereiche Commercial Vehicles und Power Engineering mündete. Beim Bau von treibstoffsparenden Antrieben und Transportlösungen lag seit Mitte der 1980er-Jahre besonderes Augenmerk auf der Entwicklung von Elektrobussen und Hybridantrieben, bei denen Bremsenergie in Fahrleistung umgewandelt wird. Dieses Grundprinzip ließ MAN in die Entwicklung mehrerer Omnibus-Modelle einf ließen. Seit 1988 konzentrierte sich die Marke auf drei Produktreihen der leichten, mittleren und schweren Lastwagen und ordnete die internen Strukturen an den Inlandsstandorten München, Nürnberg, Penzberg, Gustavsburg und Salzgitter. Im selben Jahr stieg MAN in die Entwicklung von Industriegasturbinen ein.

Constellation Baureihe und MAN LKW
CONSTELLATION BAUREIHE UND MAN LKW
MAN Produktfamilie
MAN PRODUKTFAMILIE
MAN Concept S
MAN CONCEPT S
Die angegebenen Verbrauchs- und Emissionswerte wurden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Am 1. Januar 2022 hat der WLTP-Prüfzyklus den NEFZ-Prüfzyklus vollständig ersetzt, sodass für nach diesem Datum neu typgenehmigte Fahrzeuge keine NEFZ-Werte vorliegen. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat usw.) können relevante Fahrzeugparameter, wie z. B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoffverbrauch, den Stromverbrauch, die CO2-Emissionen und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen. Wegen der realistischeren Prüfbedingungen sind die nach dem WLTP gemessenen Kraftstoffverbrauchs- und CO2-Emissionswerte in vielen Fällen höher als die nach dem NEFZ gemessenen. Dadurch können sich seit dem 1. September 2018 bei der Fahrzeugbesteuerung entsprechende Änderungen ergeben. Weitere Informationen zu den Unterschieden zwischen WLTP und NEFZ finden Sie unter www.volkswagen.de/wltp. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH, Hellmuth-Hirth-Str. 1, D-73760 Ostfildern oder unter www.dat.de/co2 erhältlich ist.