Die Geschichte von Volkswagen Nutzfahrzeuge

TRANSPORTER

Die Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) kam nicht von außen hinzu, sondern wuchs innerhalb des Konzerns heran. Ihre offizielle Einführung erfolgte im Juli 1995, um unter dem Markendach VWN alle Kompetenzen und Ressourcen im Unternehmensbereich Nutzfahrzeuge zu bündeln. Als künftige Steuerungsinstanz des internationalen Nutzfahrzeuggeschäfts trat die in gesellschaftsrechtlicher Hinsicht uneigenständige Marke organisatorisch und wirtschaftlich neben die Marke Volkswagen. Damit trug der Wolfsburger Automobilkonzern der wachsenden Bedeutung dieser Unternehmenssparte Rechnung, die 1995 im Stammwerk Hannover sowie an den internationalen Standorten in Polen, Spanien, Brasilien, Mexiko und Südafrika einen Umsatz von rund 10 Milliarden DM erwirtschaftete. Dass aus dem Leicht- ein Schwergewicht geworden war, spiegelte vor allem die Produktpalette mit Caddy und Pick-up, Transporter und Caravelle sowie LT und schweren Lastwagen wider. 1996 kam als weitere Differenzierung der Transporter Baureihe der Multivan hinzu, mit dem VWN die schon in der ersten Transporter Generation angelegte Produktlinie zeitgemäß fortführte.

TRANSPORTER VIELFALT
TRANSPORTER VIELFALT
TRANSPORTER
TRANSPORTER

Der multifunktionale Transporter kam zur rechten Zeit, um den Mobilitätshunger der deutschen Gesellschaft im Wiederauf bau und Wirtschaftswunder zu stillen. Vor allem die gewerbliche Nachfrage in Deutschland und Europa trieb zwischen 1950 und 1960 den Absatz an, der von rund 8 000 auf 151 000 Wagen explodierte. 1954 überholten die Exportzahlen die Inlandsverkäufe, von 1958 an waren sie in etwa doppelt so hoch. Der steigenden Auslandsnachfrage kam die Wolfsburger Produktion bei weitem nicht nach, zumal auch der Käfer-Boom nach zusätzlichen Kapazitäten verlangte. Die Transporter Fertigung wurde deshalb ins neu errichtete Werk Hannover verlagert, wo im März 1956 die Fertigung anlief. Einen weiteren Produktionsstart legte der Allrounder im September 1957 bei der Volkswagen do Brasil hin, die mit dem Transporter den Industrialisierungsprozess in Brasilien begleitete. 

VW LT
VW LT

Sein zweites Gesicht als Familien- und Freizeitmobil zeigte der Typ 2 schon 1951, als Volkswagen den Samba-Bus und eine Campingbox einführte. Diese Produktgruppe wurde in den 1960er-Jahren vor allem in den USA zum Exportschlager, wo der Station Wagon eine neue Linie vorgab und als Gefährt der Flower-Power-Generation seine bis heute höchste Absatzzahl erreichte. 1970 verkaufte Volkswagen 287 000 Transporter, ein knappes Viertel davon in den USA. Die Belegschaft im Werk Hannover zählte zum Jahresende 27 744 Mitarbeiter.

WERK HANNOVER
WERK HANNOVER

Mitte der 1970er-Jahre begann die Diversifizierung der Nutzfahrzeugpalette. Mit der Einführung des LT (Lastentransporter) stieg die Marke Volkswagen in die Klasse der leichten Lkw ein und verstärkte ihr Know-how durch eine Entwicklungskooperation mit M.A.N., die 1979 zum Produktionsanlauf einer weiteren leichten Lkw-Baureihe in Hannover führte. Im Segment der schweren Nutzfahrzeuge fasste der Volkswagen Konzern 1981 in Brasilien Fuß, nachdem er das von Chrysler übernommene und später mit der Volkswagen do Brasil verschmolzene Tochterunternehmen zu einem Nutzfahrzeughersteller umstrukturiert hatte. 


Der Produktionsanlauf der 11- und 13-Tonnen-Lkw im März 1981 markierte zugleich den ersten Schritt zur Internationalisierung der Nutzfahrzeug-Fertigung. Der zweite folgte mit dem auf Golf Basis gebauten Pick-up. Ab 1980 von der Volkswagen of America gefertigt, ging das Modell 1982 unter dem Namen Caddy beim jugoslawischen Beteiligungsunternehmen TAS in Serie. 

TARO
TARO

Die Erweiterung der Nutzfahrzeugpalette kompensierte die 1972 einsetzenden Exportverluste in den USA. Vom Transporter der dritten Generation wurden dort in den 1980er-Jahren lediglich 121 000 Exemplare verkauft. Der Gesamtabsatz pendelte zwischen 1983 und 1989 um die Marke von 150 000 Transportern. Dass der Markterfolg des Pioniermodells nachließ, war vorrangig auf den verschärften Wettbewerb und eine zunehmende Differenzierung in diesem Marktsegment zurückzuführen. Volkswagen reagierte auf diese Entwicklung mit der 1983 eingeführten Caravelle, die als komfortabler Personenwagen die eigenständige Familien- und Freizeitvariante der Transporter Baureihe begründete. Darüber hinaus erweiterte das in Kooperation mit Toyota gebauten Pick-up-Modell Taro, das ab 1987 im Werk Hannover vom Band lief, die Angebotspalette. Eine weitgehende Automatisierung der Fertigung begleitete dort 1990 den Wechsel zur vierten Transporter Generation, der ersten mit Frontmotor und Vorderradantrieb.


Der Neue belebte zunächst das Geschäft in Europa, bevor die weltweite Rezession 1993 Absatz und Produktion schrumpfen ließen. Im Folgejahr lieferte Volkswagen 86 442 Nutzfahrzeuge auf dem Binnenmarkt, 61 165 Exemplare im europäischen Ausland und weltweit 276 129 Einheiten aus. Etwa die Hälfte davon wurde in Hannover, der Rest an ausländischen Volkswagen Standorten gebaut. 

LKW-FERTIGUNG IM WERK RESENDE
LKW-FERTIGUNG IM WERK RESENDE
BAUREIHE 2000
BAUREIHE 2000
GROSSRAUMSAUGERPRESSE IM WERK HANNOVER
GROSSRAUMSAUGERPRESSE IM WERK HANNOVER

Für die Marke VWN, deren Bedeutung innerhalb des Volkswagen Konzerns durch einen zum 1. Juli 2000 eingesetzten Markenvorstand unterstrichen wurde, bildete Südamerika einen Wachstumsschwerpunkt. Mit der in Resende gebauten Lkw-Produktreihe Series 2000, die 15 Modelle unterschiedlicher Gewichtsklassen umfasste, steigerte sie im Jahr 2000 die Auslieferungen in Brasilien um 44 Prozent auf 16 410 Lastwagen und Busse. Auch im Segment der leichten Nutzfahrzeuge legte VWN auf dem brasilianischen Markt zu und erzielte einen Marktanteil von 20 Prozent. Insgesamt wuchsen die Verkaufszahlen der Marke um sechs Prozent auf fast 329 000 Fahrzeuge, der bilanzierte Gewinn vor Steuern auf 514 Millionen DM an. Die brasilianische Nutzfahrzeugsparte war auch in den folgenden Jahren durch ein dynamisches Wachstum gekennzeichnet. 2003 setzte VWN 23 000 Lastwagen und 6 000 Busse in erster Linie auf den südamerikanischen Märkten ab und errang im Lkw-Segment dauerhaft die Marktführerschaft in Brasilien. Diese Spitzenstellung untermauerte V WTB 2006 mit der Einführung der Lkw-Baureihe Constellation, die auch in den Werken in Puebla (Mexiko) und Uitenhage (Südafrika) gebaut wurde.


Die Internationalisierung der Marke VWN schuf die Voraussetzungen für die mit einem Kapazitätsausbau einhergehende Modernisierung des Standorts Poznań, die im Jahr 2000 im Zuge der Produktionsumstellung auf die kommenden Nutzfahrzeug-Generationen begann. Beträchtliche Investitionen flossen in die Errichtung einer Lackiererei, eines Karosseriebaus und eines Logistikzentrums, das die zunehmende Vernetzung der Produktion mit Modullieferanten steuerte. Damit wandelte sich die verlängerte Werkbank des Standorts Hannover zu einem international wettbewerbsfähigen und exportorientierten Nutzfahrzeughersteller mit eigenständiger Produktpalette. Die Pritschenwagen der im März 2003 anlaufenden fünften Transporter Generation wurden ausschließlich in Polen gefertigt. Ebenso der neue, auf der Golf Plattform stehende Caddy, der ab November 2003 vom Band lief. Die zwischen den Standorten Hannover und Poznań errichtete Produktionsdrehscheibe löste den alten Fertigungsverbund ab, der bis 2003 durch die Belieferung des polnischen Herstellers mit CKD-Bausätzen gekennzeichnet war. Fortan konnte die Marke VWN die Transporterfertigungen flexibel der Auftragslage anpassen und auch innerhalb der einzelnen Werke das Produktionsvolumen der dort gebauten Modelle gegeneinander verschieben.


Mit dem Generationswechsel im Jahre 2003 wurden die Baureihen Transporter und Multivan/Caravelle stärker voneinander differenziert. Die sichtbare Eigenständigkeit der Produkte entsprach der in gewerbliche und Privatkunden gesplitteten Nachfragestruktur und gab die Möglichkeit, die Vermarktungsstrategien noch stärker auf die unterschiedlichen Ansprüche der beiden Kundensegmente auszurichten. Flexibilität mit individuellen, maßgeschneiderten Lösungen blieb der Schlüssel zum Erfolg für die Großraumlimousine und den Transporter, der als klassischer Kastenwagen, Kombi, Pritsche, Doppelkabine oder Fahrgestell in acht Karosserieformen mit drei Dachhöhen und 375 Ausstattungsvarianten gebaut wurde. Die Qualität der großf lächigen Teile hatte VWN mit den 2001 in Betrieb genommenen Großraumsaugerpressen optimiert, die zugleich das Produktivitätsniveau anhoben.


Mit der neuen Transporter Generation behauptete VWN 2004 seine Marktführerschaft in Deutschland und stieg auch in Europa zur Nr. 1 auf. Dass die Marke ein Absatzplus von 44 Prozent verzeichnen konnte, war vor allem dem Caddy zu verdanken. In der Kombiversion mit bis zu sieben Sitzplätzen lieferbar, wurde der Stadtlieferwagen mit über 100 000 weltweit verkauften Fahrzeugen im Jahr 2004 zum Bestseller seiner Klasse in Deutschland. Gleichwohl schloss VWN, wie in den Jahren zuvor, mit einem Minus ab. Die Verluste resultierten einerseits aus den nicht voll ausgelasteten Kapazitäten, andererseits aus den hohen Kosten für die Modellanläufe und Standortmodernisierung. Die Investitionen betrugen allein 2002 rund eine Milliarde Euro, gaben dafür aber entscheidende, bis heute wirksame Wachstumsimpulse. 


Trotz schrumpfender Märkte in Westeuropa überschritten die Auslieferungen der Marke VWN 2008 erstmals die Schwelle von 500 000 Fahrzeugen. Meistverkauftes Produkt war die Transporter Baureihe mit 188 007 Fahrzeugen, gefolgt vom Caddy mit 151 565 Exemplaren. Der 2006 eingeführte LT Nachfolger Crafter, der in Kooperation mit dem Hersteller Daimler AG in dessen Werken in Düsseldorf und Ludwigsfelde gebaut wird, legte gegenüber dem Vorjahr um gut 10 Prozent auf 51 101 Einheiten zu. Den stärksten Wachstumsimpuls sowohl bei den leichten Nutzfahrzeugen als auch bei den Lastwagen verzeichnete VWN 2008 in Südamerika. Die brasilianische Markentochter Volkswagen Trucks & Buses, die im Zuge der Neuordnung des Nutzfahrzeuggeschäfts zum 1. Januar 2009 an die MAN AG veräußert wurde, steigerte die Verkaufszahlen um ein Viertel auf rund 55 000 Einheiten und trug damit ihren Teil zur bislang besten Bilanz der Marke VWN bei.

ENDMONTAGE DES CADDY IN POZNAN
ENDMONTAGE DES CADDY IN POZNAŃ
ERFOLGSGARANTEN AMAROK, TRANSPORTER, CRAFTER UND CADDY
ERFOLGSGARANTEN AMAROK, TRANSPORTER, CRAFTER UND CADDY
Die angegebenen Verbrauchs- und Emissionswerte wurden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Am 1. Januar 2022 hat der WLTP-Prüfzyklus den NEFZ-Prüfzyklus vollständig ersetzt, sodass für nach diesem Datum neu typgenehmigte Fahrzeuge keine NEFZ-Werte vorliegen. Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen Fahrzeugtypen. Zusatzausstattungen und Zubehör (Anbauteile, Reifenformat usw.) können relevante Fahrzeugparameter, wie z. B. Gewicht, Rollwiderstand und Aerodynamik verändern und neben Witterungs- und Verkehrsbedingungen sowie dem individuellen Fahrverhalten den Kraftstoffverbrauch, den Stromverbrauch, die CO2-Emissionen und die Fahrleistungswerte eines Fahrzeugs beeinflussen. Wegen der realistischeren Prüfbedingungen sind die nach dem WLTP gemessenen Kraftstoffverbrauchs- und CO2-Emissionswerte in vielen Fällen höher als die nach dem NEFZ gemessenen. Dadurch können sich seit dem 1. September 2018 bei der Fahrzeugbesteuerung entsprechende Änderungen ergeben. Weitere Informationen zu den Unterschieden zwischen WLTP und NEFZ finden Sie unter www.volkswagen.de/wltp. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH, Hellmuth-Hirth-Str. 1, D-73760 Ostfildern oder unter www.dat.de/co2 erhältlich ist.