Die Erinnerungsstätte – ein authentischer Ort
Die Vision einer Massenmotorisierung nach amerikanischem Vorbild gewinnt in Deutschland in den späten 1920er Jahren an Bedeutung. Viele Konstrukteure und Ingenieure arbeiten daran, die Idee eines Autos für breite Bevölkerungskreise Wirklichkeit werden zu lassen. Die Nationalsozialisten greifen diese Idee auf und machen die Breitenmotorisierung zu einem Propagandainstrument ihres sozialutopischen Regierungsprogramms. Im Juni 1934 erhält Ferdinand Porsche vom Reichsverband der Automobilindustrie (RDA) den Auftrag, einen „Volkswagen“ zu entwickeln.
Am 28. Mai 1937 gründet die Deutsche Arbeitsfront (DAF) in Berlin die „Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH“. Die Eröffnung des Mittellandkanals im Jahr 1938 ebenso wie eine vorhandene Bahnverbindung und die zentrale verkehrsgünstige Lage im Zentrum des damaligen Deutschen Reiches begünstigen die Entscheidung für das ehrgeizige Vorhaben, an diesem Standort die größte Automobilfabrik der Welt zu bauen. Das Bauvorhaben beginnt im Februar 1938, die Grundsteinlegung erfolgt am 26. Mai 1938. Das am 16. September 1938 in Volkswagenwerk GmbH umbenannte Unternehmen errichtet im heutigen Wolfsburg sein Hauptwerk, in Braunschweig entsteht das Vorwerk. Im Herbst 1939 soll die Fertigung von Fahrzeugen starten. Doch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 wird die damalige Volkswagenwerk GmbH Teil der deutschen Rüstungswirtschaft, und die Serienfertigung der zivilen Variante bleibt eine Illusion. Stattdessen stellen vor allem ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter Militärfahrzeuge und andere Rüstungsgüter her.
Beim Bau der Werksanlage werden entsprechend den Bestimmungen des Luftschutz-Gesetzes Schutzräume vorgesehen. In diesen Luftschutzbunkern finden im Zweiten Weltkrieg deutsche Beschäftige, aber auch Zwangsarbeiter Schutz bei Bombenangriffen. Diese Maßnahme dient weniger der Fürsorge als vielmehr dem Erhalt ihrer Arbeitsfähigkeit.
In einem dieser Luftschutzbunker, in dem ehemalige Zwangsarbeiter Bombenangriffe auf die neu errichtete Fabrikanlage überlebt haben, wird 1995 auf Initiative des Betriebsrats von Volkswagen Auszubildenden eine Ausstellung eingerichtet. An diesem historischen Ort in der Halle 1 eröffnet am 17. Dezember 1999 die überarbeitete Dauerausstellung „Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Volkswagenwerks“.
Die Austellungsräume
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Raum 1 – Projekt „Volkswagen“
Das Transportband symbolisiert die moderne Fabrik. Ferdinand Porsche reicht dem Reichsverkehrsministerium am 17. Januar 1934 ein „Exposé betreffend den Bau eines deutschen Volkswagens“ ein. Der „vollwertige Gebrauchswagen“ soll vier Erwachsenen Platz bieten, über „normale Abmessungen aber ein verhältnismäßig geringes Gewicht“ verfügen und eine „autobahnfeste“ Dauergeschwindigkeit von 100 km/h erlauben. Das Reichsverkehrsministerium fordert einen Kaufpreis von nicht mehr als 1000 Reichsmark.
Für die Fertigung des Wagens entsteht am Mittellandkanal bei Fallersleben ein „NS-Musterbetrieb“ zur Fließfertigung von bis zu 1,5 Millionen Fahrzeugen im Jahr. Ressourcen- und Arbeitskräftemangel erschweren den Bau der Fabrikanlage, so dass dafür ab Mitte 1938 ausländische Arbeitskräfte angeworben werden. Dem neugegründeten Unternehmen der Deutschen Arbeitsfront fehlt zudem eine Stammbelegschaft für die Inbetriebnahme des Werks.
Fotos und Dokumente zeigen die Aufbauphase von Werk und Produktion. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs drohen die ehrgeizigen Pläne zur Errichtung der größten und modernsten Automobilfabrik der Welt und damit das Projekt „Volkswagen“ zu scheitern. Die von den Nationalsozialisten propagierte Massenmotorisierung des deutschen Volkes durch die Serienproduktion des KdF-Wagens bleibt eine Illusion. Den kriegswirtschaftlichen Forderungen und Rüstungsinteressen folgend, führt das Unternehmen branchenfremde Aufträge aus. Das Volkswagenwerk übernimmt die Reparatur von Flugzeugbauteilen und fertigt unter anderem hölzerne Abwurfbehälter sowie Tellerminen und Panzerfäuste.
Mit 300 polnischen Frauen, die im Juni 1940 vom Landesarbeitsamt Niedersachsen zugeteilt und in dem als kriegswichtig eingestuften Bau von hölzernen Abwurfbehältern eingesetzt werden, gelangen die ersten Zwangsarbeiterinnen aus den von der Deutschen Wehrmacht besetzten Ländern ins Werk.
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Raum 2 – Die Ausweitung der Rüstungsproduktion und die Systematisierung der Zwangsarbeit
Zur Rüstungsfertigung zählen militärische Fahrzeug-Varianten. Eine Tür des Kübelwagens Typ 82 ist in der Ausstellung zu sehen. Die unfreien Arbeiter und Arbeiterinnen sind anfänglich Aushilfskräfte in den befristeten Rüstungsvorhaben. Die anlaufende Produktion des Kübelwagens, der militärischen Variante des Volkswagens, und des Schwimmwagens sowie die Herstellung von Bunkeröfen und vor allem die Luftrüstung tragen zur Unternehmensentwicklung bei. Mit der Übernahme von Großaufträgen für die Rüstung im Sommer 1941 werden vermehrt Zwangsarbeiter, gleichermaßen Kriegsgefangene wie Zivilarbeiter, für die Aufrechterhaltung der Produktion eingesetzt.
Als eines der ersten Unternehmen setzt die Volkswagenwerk GmbH ab Oktober 1941 sowjetische Kriegsgefangene ein. Ohnehin durch die Umstände geschwächt, müssen sie körperlich schwere und schmutzige Arbeiten verrichten, so dass viele von ihnen ums Leben kommen. Die größte Ausländergruppe bilden die „Ostarbeiter“ aus Polen und der Sowjetunion. Die zumeist unter massiver Gewaltanwendung deportierten Zivilpersonen sind zahlreichen rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt.
Die Anordnung der Tafeln spiegelt die Separierung der Zwangsarbeiter in der Produktion und die Unterbringung in den Lagern wider. Nach dem Sturz Benito Mussolinis im Herbst 1943 gelangen auch italienische Militärinternierte aus Kriegsgefangenenlagern des Deutschen Reiches in die Fabrik, die in der Behandlung und Versorgung den sowjetischen Kriegsgefangenen gleichgestellt werden. Das Volkswagenwerk rekrutiert seit dem Frühjahr 1943 auch Franzosen und niederländische Studenten, die als Kriegsgefangene oder Zivilarbeiter durch Zwangsmaßnahmen zur Arbeit verpflichtet werden. Im Hinblick auf Entlohnung, Versorgung und Unterbringung sind die aus den westlichen Gebieten stammenden Zivilarbeiter entsprechend der nationalsozialistischen Rassenideologie unter den ausländischen Arbeitern privilegiert. Sie übernehmen aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und technischen Qualifikationen Schlüsselaufgaben unter dem deutschen Leitungspersonal.
11 334 Personen aus unterschiedlichen Herkunftsländern bildeten am 30. April 1944 unter den 17 365 Beschäftigten die Mehrheit der Gesamtbelegschaft. Während des Zweiten Weltkriegs leisten etwa 20 000 Menschen Zwangsarbeit bei der damaligen Volkswagenwerk GmbH. Unter ihnen sind auch rund 5 000 KZ-Häftlinge.
Die NS-Diktatur wirkt über die Gestapo weit in den Betrieb hinein. Der betriebseigene Werkschutz ist das wichtigste Instrument zur Überwachung und Strafausübung. Posten und Patrouillen kontrollieren nicht nur das Werksgelände, sondern auch die Lager und die Umgebung der Stadt, um Unangepasstheit, vermeintliche Sabotage oder Arbeitsverweigerung zu ahnden. Der Katalog an Straf- und Willkürmaßnahmen ist lang: Körperliche Züchtigungen oder Essensentzug gehören ebenso dazu wie die Einweisungen in das nahe dem Werksgelände gelegene Straflager 18 oder das gefürchtete Arbeitserziehungslager 21 bei Salzgitter.
Fotos und Zeitzeugenaussagen dokumentieren den Umgang mit ausländischen Säuglingen und Kleinkindern. Kinder der Zwangsarbeiterinnen
Unter den deportierten „Ostarbeiterinnen“ befinden sich Schwangere, die aufgrund des dauerhaften Arbeitskräfteengpasses nur bis Dezember 1942 in ihre Heimat abgeschoben werden. Trotz Kontaktverboten und Androhungen von Zwangsmaßnahmen kommen Kinder in den Lagern zur Welt. Anfänglich sind sie mit ihren Müttern in einer lagernahen Baracke und ab Juni 1944 im sogenannten Ausländerkinder-Pflegeheim in Rühen untergebracht. Die Säuglinge werden einige Tage nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, die umgehend wieder zur Arbeit eingeteilt werden. Bis Kriegsende sterben 365 Kinder an den Folgen von Verwahrlosung und unzureichender Ernährung.
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Raum 3 – KZ-Häftlinge
Die KZ-Häftlinge erleben Isolation und Bedrohung. Die Wand verdeutlicht die Abgrenzung. Der massive Ausbau der deutschen Kriegswirtschaft bedingt eine noch stärkere Ausbeutung der Arbeitskraft von Häftlingen aus Konzentrationslagern. So vereinbaren im Januar 1942 die Leitung des Volkswagenwerks und der Reichsführer-SS Heinrich Himmler den seit Oktober 1939 ruhenden Bau der Leichtmetallgießerei mit Häftlingen zu vollenden. Die Gießerei soll der werkseigenen Herstellung von Aluminiumgussteilen für den Rüstungsbedarf und der Fertigung von Bauteilen der zivilen Version der KdF-Limousine nach dem Krieg dienen. Zu diesem Zweck wird im April 1942 auf dem Werksgelände das KZ „Arbeitsdorf” als erstes eigenständiges Konzentrationslager eines Unternehmens eingerichtet. Häftlinge aus den Konzentrationslagern Neuengamme, Sachsenhausen und Buchenwald führen schwere Bauarbeiten aus und werden durch SS-Männer und Hundestreifen bewacht. Aufgrund fehlender kriegswirtschaftlicher Dringlichkeit erfolgt die Auflösung des Konzentrationslagers „Arbeitsdorf“ im Oktober 1942, und die Häftlinge werden nach Sachsenhausen geschickt.
Bugspitze und Seitenruder der Flugbombe Fi 103 sind Arbeitsprodukte der KZ-Häftlinge. Verschiedene Aufträge für die Luftrüstung sichern dem Unternehmen Volkswagen seine Existenz. Ab Januar 1943 fertigt das Werk zudem als Hauptlieferant die ersten 100 Zellen der Flugbombe Fi 103, die sogenannte V1. Für die anspruchsvolle Herstellung wählt Betriebsingenieur Arthur Schmiele im Mai 1944 im Konzentrationslager Auschwitz 300 ungarische Juden aus, die im Hauptwerk am Montageband der Flugbombe als Metallfacharbeiter eingewiesen werden. Die Männer sollen die Kernbelegschaft des als „KL-Betrieb“ bezeichneten unterirdischen Fertigungs- und Montagewerks in Tiercelet in Frankreich bilden und andere Häftlinge als Arbeitskräfte anlernen. Diese Facharbeiter gelten als nur schwer ersetzbar, Drangsalierungen bleiben daher die Ausnahme. Nachdem der von der SS dominierten Mittelwerk GmbH der Hauptauftrag zur Großserienfertigung der Fi 103 übertragen worden war, werden diese KZ-Häftlinge im Oktober 1944 in das KZ Mittelbau-Dora transportiert. Viele von Ihnen finden dort den Tod.
Ausstellungsgegenstände wie eine Tellermine und eine Panzerfaust zeugen von der Rüstungsfertigung. Im Mai 1944 treffen im Laagberg-Lager unweit des Volkswagenwerks 800 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme ein, um dort einen Barackenkomplex zu errichten. Die KZ-Häftlinge müssen unter widrigen Umständen körperlich schwere Ausschachtungs- und Bauarbeiten ausführen. Sie sind der willkürlichen und schikanösen Misshandlung durch die Kommandanten ausgesetzt. Das im Aufbau befindliche Konzentrationslager ist mit einem elektrisch geladenen Zaun und Wachtürmen abgesichert. Auf dem Werksgelände werden die Häftlinge bei der Trümmerräumung infolge von Luftangriffen der amerikanischen Streitkräfte und bei Verladearbeiten eingesetzt, die Fertigung von Rüstungsgütern bleibt für sie die Ausnahme.
Zwischen Juli 1944 und Januar 1945 kommen Transporte mit weiblichen Häftlingen unter anderem aus Auschwitz und Bergen-Belsen im Volkswagenwerk an. Die Frauen arbeiten im Werk überwiegend am Fertigungsband für Tellerminen und Panzerfäuste, gelegentlich werden sie auch zu Verladearbeiten und zur Beseitigung von Trümmern herangezogen. Untergebracht sind sie in den umgebauten Waschkauen der Halle 1.
Zwangsarbeiter-, Straf- und Konzentrationslager auf dem Werkgelände und in der Stadt des KdF-Wagens
Straf- und Konzentrationslager
2 KZ ”Arbeitsdorf”
4 KZ-Außenlager in Halle 1
11 KZ-Außenlager Laagberg
5 Straflager 18Zwangsarbeiterlager
1 Gießereilager
3 Hafenlager
6 Gemeinschaftslager
7 Militärstraf- und Kriegsgefangenenlager
8 Ostlager
9 Reislinger Lager
10 Laagberg Lager
12 Barackenlager Hohenstein -
Raum 4 – Untertageverlagerung und Dezentralisierung des Volkswagenwerks
Fotos und Zeichnungen zeigen Schäden von Bombenangriffen auf das Volkswagenwerk und die Verlagerung von Fertigungsbereichen. Zunehmende Bombenangriffe der Alliierten auf industrielle Ziele der deutschen Rüstungswirtschaft führen seit Mitte 1943 zur Verlagerung von Betriebsbereichen in zum Teil weit abgelegene Provisorien. Auch das Volkswagenwerk wird an der beginnenden Untertageverlagerung beteiligt, um die Fertigung für die Luftrüstung sicherzustellen und den für unwiederbringlich gehaltenen Maschinenpark vor Beschädigungen zu schützen.
Im März 1944 wird dem Volkswagenwerk Fertigungsfläche in der Eisenerzgrube Tiercelet in Lothringen zugewiesen. Aufgrund der Dringlichkeit von Rüstungsgüter-Lieferungen wird sie in nur sechs Monaten von Zwangsarbeitern zu einer Untertagefabrik ausgebaut.
Die Enge des Raums macht die Gegebenheiten in den Untertagebetrieben deutlich. Anfang September 1944 wird die Grube Tiercelet jedoch wegen des Vormarschs der Alliierten fluchtartig verlassen, so dass es nicht mehr zur Produktion der V1 und anderer Rüstungsgüter kommt. Weitere Verlagerungsbetriebe entstehen in Dernau, Eschershausen und Schönebeck, und auch in die nähere Umgebung werden vom Volkswagenwerk Teilefertigungen, Maschinen und Materialien ausgelagert. Im Hauptwerk verbleiben die Fertigung von Tellerminen und Panzerfäusten sowie die Montagebänder der Kübelwagenproduktion, die durch die Verlegung vom Hallen- in das Sockelgeschoß geschützt werden soll.
Vor allem beim hektischen Ausbau der Untertagebetriebe werden KZ-Häftlinge und weitere Zwangsarbeiter in schonungsloser Weise eingesetzt. Chaos, Arbeitshetze und systematische Unterversorgung fordern unter ihnen zahlreiche Todesopfer.
Fotos und eine selbstgefertigte Nationalflagge dokumentieren die Tage nach der Befreiung. Befreiung
Am 7. April 1945 gibt die SS den Räumungsbefehl für die beiden Konzentrationslager. Die Frauen aus der Halle 1 im Volkswagenwerk werden in Güterwaggons nach Salzwedel gebracht und am 14. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit. Die Häftlinge des Laagberg-Lagers werden über Salzwedel in das KZ-Außenlager Wöbbelin bei Ludwigslust deportiert. Bis zur Befreiung durch amerikanische Soldaten am 2. Mai 1945 sterben viele von ihnen an Krankheiten, allgemeinem körperlichen Verfall und Hunger. Die übrigen in der Stadt des KdF-Wagens verbliebenen Zwangsarbeiter des Hauptwerks werden am 11. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit.
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Raum 5 – Erinnerung
Betroffene kommen zu Wort: Ihre Aussagen verdeutlichen, wie individuell das Erlebte verarbeitet wird. Die Gespräche mit Betroffenen und über 200 Interviews, die mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern geführt werden, stützen die unternehmenshistorische Forschung und sind Teil der umfassenden Aufarbeitung der Zwangsarbeit bei der damaligen Volkswagenwerk GmbH.
Die Erinnerung der Zeitzeugen ist vielstimmig. So unterschiedlich und individuell wie die Menschen selbst sind auch ihr Umgang mit dem Erlebten und die Wege des Verarbeitens. Das Bedürfnis wächst, über die Erlebnisse zu sprechen und ein Zeichen gegen Willkür und Entrechtung zu setzen.Der Raum „Erinnerung“ gibt den Betroffenen eine Stimme. Die auf Glas gedruckten Aussagen von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen lassen das Ausmaß und die Intensität des Erlebten erahnen. An einer Hörstation sprechen Zeitzeugen teils in ihrer jeweiligen Landessprache über ihre Erfahrungen, die sie lebenslang begleiten und prägen.
Die Interviews der Hörstation
Die Hörstation der Erinnerungsstätte. - Jean Baudet über den Beginn seiner Auseinandersetzung mit der Zeit als Zwangsarbeiter
(…) „Jeder hat seine Erinnerungen, und diese Erinnerungen unterscheiden sich von denen der anderen. Und so fingen wir an, erneut über das, was wir erlebt hatten, nachzudenken. Und diesmal tiefer als zuvor. Denn wir hatten einiges erfahren, hatten erfahren, was wirklich geschehen war.“ (…)
>Download Datei Interview (mp4) - Stanisław Latacz über das Unglück, einen Krieg zu erleben
„Das Erste woran ich denke: Möge sich so etwas nie mehr wiederholen! Ich würde einen zweiten Krieg nicht erleben wollen. Krieg ist ein riesiges Unglück, welches ein Land überkommen kann - nicht nur einzelne ausgewählte Menschen, sondern die gesamte Nation. Ich hoffe, dass es nie wieder zu einem Krieg kommt.“
>Download Datei Interview (mp4) - Sara Frenkel-Bass über die Entwicklung der Erinnerungskultur bei Volkswagen
„Volkswagen hat sich bis in die 80er Jahre schwergetan mit der ehrlichen Aufarbeitung und dem direkten Kontakt zu ehemaligen Zwangsarbeitern. Heute gibt es die Ausstellung und ich und andere werden nach Wolfsburg eingeladen. Da hat sich vieles, vieles geändert.“ (…)
>Download Datei Interview (mp4)
- Piet Wit über die Bedeutung der Zeit als Zwangsarbeiter im Volkswagenwerk
„Na eigentlich wenig Bedeutung, ich habe das weggedrückt. Ein Beispiel ist, dass wir in Delft zusammengewohnt haben mit fünf Leute, die auch im Zimmer, im selben Zimmer im Baracke im Stadt des KdF-Wagens gewohnt haben, und das wir in die drei Jahren, das ich dort war, mich nicht erinnern kann, dass wir je über die Zeit in Deutschland gesprochen haben.“ (…)
>Download Datei Interview (wmv)
- Sally Perel über den Beginn seiner Auseinandersetzung mit den Erlebnissen
(…) „Da kam der erste Drang hervor: Ich setze mich mit dieser Vergangenheit auseinander. Und so allmählich kam immer die Erinnerung immer mehr hoch, meistens nachts, und da hab ich immer so geschrieben, bis das Buch entstand.“ (…)
>Download Datei Interview (mp4)
- Ornan Lev Ary über seine innere Zerrissenheit nach seiner Ankunft in Israel
„Es war nicht einfach, weil von einer Seite wir waren sehr froh, dass haben wir diese schwere Zeiten, Kriegszeiten überlebt. Andere Seite wir haben viele Freunde und Familie verloren, so das war... süß eine Seite und... wie sagt man? [Interviewer: Bitter] ...bitter an andere Seite.“
>Download Datei Interview (mp4)
- Jean Baudet über den Beginn seiner Auseinandersetzung mit der Zeit als Zwangsarbeiter
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Raum 6 – Auseinandersetzung mit der Geschichte des Volkswagenwerks im Nationalsozialismus
1996 erscheint die von Prof. Dr. Hans Mommsen zusammen mit Dr. Manfred Grieger verfasste Studie. Das Thema Zwangsarbeit erlangt rund vier Jahrzehnte nach Kriegsende verstärkte Aufmerksamkeit in der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Zudem fordert die Einbindung der damaligen Volkswagenwerk GmbH in das nationalsozialistische System das Unternehmen, sich intensiv mit seiner Frühgeschichte auseinanderzusetzen. Aufklärung, Begegnung, Erinnerung und humanitäre Hilfe werden zu wesentlichen Elementen des Umgangs mit der eigenen Unternehmensgeschichte.
Der Vorstand der Volkswagen AG beauftragt im Jahr 1986 auf Initiative des Betriebsrats um den damaligen Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Walter Hiller ein wissenschaftliches Team unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Mommsen, eine unabhängige Forschungsstudie zur Geschichte des Unternehmens zu erarbeiten. Diese erscheint 1996 unter dem Titel ”Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich”.
Volkswagen Auszubildende bei Restaurierungsarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Darüber hinaus fügt die Volkswagen AG der historischen Forschungsarbeit ein zukunftsbezogenes Element hinzu. Volkswagen fördert in Mittel- und Osteuropa aber auch in Israel internationale Jugendbegegnungen und beteiligt sich aktiv an der Internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Oświęcim/Auschwitz. 1987 nehmen zum ersten Mal Volkswagen Auszubildende an einem Seminar in der Begegnungsstätte teil. Von 1992 an setzen sich polnische Auszubildende und Auszubildende aller Volkswagenwerke dort nicht nur mit der deutschen Geschichte und ihren Folgen auseinander, sondern tragen bei ihren mehrwöchigen Aufenthalten auch zum Erhalt der KZ-Gedenkstätte Auschwitz bei. An dem Projekt „Auschwitz – Erinnern und Zukunft“ beteiligen sich von 2008 an auch Volkswagen Manager und ab 2009 Meister aus dem Unternehmen.
Der Gedenkstein an der Südstraße im Volkswagen Werk Wolfsburg wird am 9. Oktober 1991 eingeweiht. Im Jahr 1991 stellt die Volkswagen AG 12 Millionen DM für soziale und internationale Aktivitäten zur Verfügung. Anlässlich der Vorstellung der Zwischenergebnisse des Forschungsprojektes wird am 9. Oktober auf dem Werksgelände in Wolfsburg, am Eingang Sektor 2, ein Gedenkstein enthüllt, der an die Zwangsarbeit im Volkswagenwerk erinnert. Mit der Einrichtung eines Humanitären Fonds im Jahr 1998 leistet das Unternehmen individuelle humanitäre Hilfe an persönlich Betroffene.
Mit der Gründung des Konzernarchivs wird auch die 1999 überarbeitete Dauerausstellung „Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Volkswagenwerks“ im Werk Wolfsburg eröffnet, die seitdem für Volkswagen Mitarbeiter und externe Besucher zugänglich ist.
Veröffentlichungen zur Geschichte der Zwangsarbeit bei Volkswagen. Aus dem vertrauensvollen Dialog im Rahmen der Forschung für die geschichtsbezogenen Schriftenreihen der Volkswagen AG, aus den Begegnungen mit Zeitzeugen und deren Angehörigen entwickelt sich ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander. Mit Veröffentlichung von Zeitzeugenberichten und von zeitgenössischen Dokumenten wird die Geschichte der Zwangsarbeit bei der damaligen Volkswagenwerk GmbH ebenso wie individuelle Lebensgeschichten für die breite Öffentlichkeit sichtbar. Geschichte (volkswagenag.com)
Eine Gruppe ehemaliger Zwangsarbeiter bei einer Führung durch die Erinnerungsstätte. Bis weit nach der Jahrtausendwende kommen ehemalige Zwangsarbeiter und auch deren Familienangehörige nach Wolfsburg, um die Erinnerungsstätte und das Volkswagen Werk zu besuchen. Bei den sich im Werk, in der Stadt Wolfsburg und in der Umgebung etablierenden Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen sind sie dabei, um zu mahnen und zu erinnern und gegen das Vergessen einzustehen. Ihrem Wunsch nach Respekt und Toleranz in der Gesellschaft, nach Menschlichkeit und Frieden verleihen sie in Lesungen, mit Vorträgen und bei Sonderausstellungen im Konzernarchiv wiederholt und unnachgiebig Ausdruck.
Auseinandersetzung mit der Geschichte: Zeitzeuge Sally Perel mit Zuhörern im Forum des Konzernarchivs im Werk Wolfsburg. Als Zeichen der Anerkennung der Lebensleistung ehemaliger Zwangsarbeiter schreiben die Volkswagen Berufsausbildungen der Standorte Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter und Wolfsburg gemeinsam mit den jeweiligen Jugend- und Auszubildendenvertretungen des Betriebsrats wiederholt einen Preis für Respekt und Toleranz aus.
Volkswagen hält die Erinnerung wach: Das Unternehmen kommuniziert aktiv und verantwortungsvoll seine Gründungsgeschichte und sieht sich in der Verantwortung, weiterhin an das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zu erinnern, der Opfer zu gedenken und für Respekt, Toleranz und Vielfalt einzustehen.
Der Katalog
Der Ausstellungskatalog „Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Volkswagenwerks“ ist in deutscher und englischer Sprache vorhanden und steht zum kostenfreien Download zur Verfügung.
Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf dem Gelände des Volkswagenwerks
ISBN 978-3-93112-07-9
Der Besuch
Öffnungszeiten
Die Erinnerungsstätte befindet sich auf dem Werksgelände in Wolfsburg. Der Besuch ist nur nach vorheriger Terminvereinbarung von Montag bis Freitag möglich. Führungen erfolgen in deutscher und englischer Sprache. Der Eintritt ist frei.
Zugänglichkeit
Die Ausstellung und die Räumlichkeiten des Konzernarchivs sind barrierefrei erreichbar. Besucher, die einen barrierefreien Zugang zum Werk benötigen, nehmen bitte das Tor Sandkamp und geben einen Hinweis bei der Anmeldung.
Anmeldung
Volkswagen AG, Heritage
Konzernarchiv
Brieffach 1922, 38436 Wolfsburg
Tel. +49 (0) 53 61/92 56 67
E-Mail: history@volkswagen.de
Kinder
Die Dauerausstellung ist für Personen unter 14 Jahren nicht geeignet.
Fotos
Auf dem Werksgelände ist das Fotografieren untersagt.
Wegbeschreibung
Da sich die Erinnerungsstätte auf dem Werksgelände befindet, ist ein Besuch nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich.
Eine Führung durch die Ausstellung beginnt im Forum des Konzernarchivs der Volkswagen Aktiengesellschaft, Südstraße, Eingang 2, 1. Obergeschoss.
Bei Fragen melden Sie sich bitte unter der Tel. +49 (0) 53 61/92 56 67.
Wegbeschreibung über den Werkzugang Tor 17
Sie verlassen den Wolfsburger Hauptbahnhof durch den Hauptausgang und gehen rechts in Richtung Volkswagen Markenhochhaus. Nach etwa 300 Metern erreichen Sie den Tunneleingang zum Tor 17. Sie gehen die Treppe hinunter, rechts den Gang entlang zur nächsten Treppe und fahren schließlich über zwei Rolltreppen wieder hinauf. Am Ausgang befindet sich das Tor 17, wo Sie sich bei den Mitarbeitern der Werksicherheit anmelden. Von dort geht es weiter die Südstraße entlang in westlicher Richtung auf das Markenhochhaus zu. Die Räume des Konzernarchivs finden Sie im Eingang 2 im 1. Obergeschoss. Wir wünschen eine gute Anreise.
Wegbeschreibung über den Werkzugang Tor Sandkamp
Parkplätze finden Sie links vom Tor Sandkamp, welches an der Oststraße liegt. Zur Anmeldung wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiter der Werksicherheit. Danach verlassen Sie die Anmeldung, gehen rechts die Treppe hinunter und durchqueren den Park in Richtung Markenhochhaus. Dort angelangt, gehen Sie rechts um das Gebäude herum und kommen auf die Südstraße, der Sie bis zum Eingang 2 folgen. Die Räume des Konzernarchivs finden Sie im Eingang 2 im 1. Obergeschoss. Wir wünschen eine gute Anreise.
