Geflüchtet aus Afghanistan - Sidika Rahimi kam mit 16 Jahren nach Deutschland und macht jetzt ihre Ausbildung in Kassel
Sidika war damals 16, als sie ohne ihre Familie 2016 nach Deutschland kam. Ihr Weg führte als Geflüchtete über die Balkanroute aus Afghanistan zunächst über den Iran in die Türkei.
Auf ihrer Flucht schloss sie sich einer fremden Familie mit ihren vier Geschwistern an. Sie wurde durch Schlepper von ihren eigenen Eltern getrennt, die ebenfalls auf der Flucht waren. "Es gab eine Schießerei im Hafen, wo die Schlauchboote ablegen sollten, um uns Angst zu machen. Dabei habe ich meine Eltern aus den Augen verloren, weil alles schnell gehen sollte. Mit dem Schlauchboot fuhren wir eine Stunde bis wir Griechenland erreichten." Seit 2019 sind auch ihre Eltern in Kassel.
Parallel zu den Ereignissen damals, hatte sich Jan-Peter Roloff, HR Business Partner, beim Jugendamt kundig gemacht, wie man jungen Geflüchteten helfen kann. Seine Kinder waren zu der Zeit aus dem Haus. Sidika wurde an die Familie vermittelt: "Ich habe Familie Roloff viel zu verdanken."
Seit 2019 macht sie im Volkswagen Werk Kassel ihre Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik nach ihrer einjährigen Erstqualifizierung. Und wie sieht ihr Traum aus? "Ich würde mich gerne bis zur Meisterin weiterqualifizieren." In Deutschland fühle sie sich inzwischen wohl, erzählt die 20-Jährige. "Anfangs war alles fremd, ich habe vieles nicht verstanden, weil ich es nicht kannte. So war es beispielsweise in Afghanistan nicht üblich ein eigenes Zimmer zu haben, wo man sich zurückziehen konnte. In Deutschland hatte sie das Glück, dass die Roloffs ihr das bieten konnten. Sidika: "Sie sind wie meine eigene Familie geworden, wir haben gelernt, wie unterschiedlich die Kulturen sind und uns gegenseitig auf diese eingelassen." Sidika ist dankbar für all das, was die Familie für sie und ihre Geschwister getan hat: "Ich bin glücklich, dass ich eine so liebe Familie kennen lernen durfte." Wie soll man fremden Kulturen gegenüber stehen? Roloff sagt: "Wenn Fremde kommen, baut keine Mauern auf, sondern Tische und lasst Euch auf andere Kulturen ein." Die junge Frau hat sich mittlerweile in ihrer neuen Heimat gut eingelebt, liebt kochen und backen das regelmäßige Training im Fitnessstudio. Ihr war immer wichtig, dass sie selbstbestimmt ihr Leben führen kann. "Das ist in Deutschland möglich, mit meiner Geschichte möchte ich vor allem Frauen aus anderen Kulturen Mut machen." Was erinnert an die einstige Heimat? "Mein Kopftuch: Ich trage es mit Stolz, denn es erinnert mich immer wieder daran, wo ich herkomme."