Nach der Flucht vor dem Krieg: Hussain Hadlas Weg zum Werkzeugmechaniker im Volkswagen Werk Osnabrück
Hussain Hadla ist Auszubildender zum Werkzeugmechaniker bei Volkswagen Osnabrück im 3. Ausbildungsjahr. Der gebürtige Syrer musste die Schule im Alter von 12 Jahren abbrechen, weil er und seine Familie in Syrien ständig umherzogen, immer auf der Flucht vor dem Krieg. Aufgrund der anhaltenden Bedrohung floh die Familie schließlich in die Türkei. Jedoch war die Schulbildung in der Türkei zu teuer und die Berufschancen zu gering, sodass Hussain im Oktober 2016 zusammen mit seinem Bruder weiter nach Deutschland floh. Hier lernte Hussain nicht nur innerhalb kürzester Zeit Deutsch, sondern absolvierte auch seinen Realschulabschluss innerhalb von zwei Jahren. „Ich habe jeden Tag nach der Schule 6 Stunden gelernt“, meint Hussain.
Zudem machte er während der Schulzeit diverse Praktika, um in die Berufswelt reinzuschnuppern. „Die Praktika als Zahntechniker, Alten- oder Krankenpfleger haben mir zwar auch gefallen, aber ich wollte lieber etwas Handwerkliches machen. Einen Job, bei dem man am Ende des Tages nach Hause geht und weiß, was man geschafft hat.“ So entschied er sich für eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker bei Volkswagen Osnabrück.
Aktuell befindet er sich im dritten Ausbildungsjahr und zeigt konstant gute Leistungen. Für Hussain allerdings noch nicht gut genug. Er meint: „Ich möchte mit einer Eins abschließen. Ich war schon immer ehrgeizig. Es ist mir wichtig, einer der besten zu sein, denn nur so ist man unabhängig – ich möchte nicht auf andere angewiesen sein. Meinem Ausbilder Jürgen Cord bin ich dankbar, dass er mich dabei unterstützt.“
Ich möchte mit einer Eins abschließen. Ich war schon immer ehrgeizig. Es ist mir wichtig, einer der besten zu sein, denn nur so ist man unabhängig – ich möchte nicht auf andere angewiesen sein.
Dieser Ehrgeiz zeigt sich nicht nur im Beruf, sondern auch in seiner Freizeit. Neben der Ausbildung trainiert Hussain seit einem Jahr Judo und hat bereits den gelb-orangen Gürtel erworben. Auf den Sport gekommen ist er durch seinen Freund Mohanad, der ebenfalls aus Syrien floh und sich im Projekt „Faires Kämpfen für Toleranz und Integration“ engagiert, welches von dem Polizisten und Judotrainer Sebastian Häfker beim SV Rasensport geleitet wird. Da Hussain sich schnell für die Arbeit mit den Kindern im Projekt begeisterte, bot Sebastian Häfker ihm und Mohanad an, selbst eine Kindergruppe zu leiten und eine Trainerausbildung zu absolvieren. „Es macht mir Spaß zu sehen, dass die Kinder sich auf das Judo-Training freuen und mit Begeisterung dabei sind. Hier spielt es keine Rolle, woher jemand kommt. Alle sind gleich und können über den Sport Kontakte miteinander knüpfen. Ich möchte für die Kinder ein Vorbild sein, aber wir lernen auch voneinander. So helfen mir die Kinder zum Beispiel beim Deutschlernen, indem sie mich korrigieren, wenn ich mal etwas falsch sage“, erklärt Hussain.
Ziel des Projekts ist es, Kinder mit und ohne Migrationshintergrund zusammen zu bringen. Es gehe nicht nur um den Sport, sondern auch um die Vermittlung von Werten wie Mut, Hilfsbereitschaft, Respekt und Freundschaft. „Das Schöne am Judo ist, dass man den Gegner besiegen kann, ohne zu schlagen“, zieht Hussain ein Fazit.
Diese Werte aus dem Judo sind ihm nicht nur im Sport wichtig, sondern ganz allgemein im Leben. Daher ist Hussain dankbar dafür, dass er in Deutschland positive Erfahrungen machen durfte und die Menschen als hilfsbereit und respektvoll erlebt hat. Auch bei Volkswagen Osnabrück fühlt er sich sehr wohl: „Egal wo ich hingehe, die Kolleginnen und Kollegen waren bisher immer sehr nett zu mir.“
Seine größten Wünsche für die Zukunft? Weitere Gürtel im Judo erhalten, weiterhin als Werkzeugmechaniker arbeiten und sein eigenes Geld verdienen sowie einen deutschen Pass bekommen, damit er nach Jahren endlich wieder seine Familie besuchen und sich frei bewegen kann.