Volkswagen bietet erstmals Anerkennungspraktika für Geflüchtete in Wolfsburg
Vor fünf Jahren ist Samir Mohamad mit seiner kleinen Tochter aus dem Syrien nach Deutschland geflüchtet: In einem Boot über das Mittelmeer, danach über den Balkan nach Deutschland.
Heute leben die beiden mit ihrer ganzen Familie in Wolfsburg, Samir hat seine Ehefrau und zwei weitere Kindern nachgeholt. Jetzt gehen Samir und damit seine ganze Familie den nächsten Schritt: In der Technischen Entwicklung bei Volkswagen macht der gelernte Automechaniker ein Anerkennungspraktikum von sechs Monaten. Damit kann der 37-Jährige bei der Handwerkskammer seinen Berufsabschluss aus Syrien bestätigen lassen und dann eine qualifizierte Stelle in der Wirtschaft übernehmen. „Ich habe hier bei VW in der Gesamtfahrzeugentwicklung ganz viel gelernt. Ich hoffe, dass ich mit diesem Wissen jetzt auf dem Arbeitsmarkt in Wolfsburg eine gute Stelle finde“, sagte Samir zum Ende seines Praktikums.
Samir ist einer von zwei Geflüchteten, die jetzt bei VW als erste Teilnehmer so genannte Anerkennungspraktika absolvieren. „Die Arbeitsagentur hat uns gefragt, ob wir bei VW in der Lage sind, Geflüchtete für so genannte Berufsanerkennungspraktika befristet aufzunehmen “, sagt Dr. Carolin Krautz von der Konzern Flüchtlingshilfe. „Die Technische Entwicklung hat sofort Hilfe angeboten und zwei Plätze in der Gesamtfahrzeugentwicklung und in der Fahrwerksentwicklung angeboten. Beide Bereiche haben die Ausbildungsinhalte genau auf die Bedürfnisse der beiden Praktikanten abgestimmt. “
In der Fahrwerksentwicklung hat Meister Karsten Thielemann Muhammad Nbhane aufgenommen: Der 31-Jährige kam auch 2015 aus Syrien. Er ist Mechatroniker und arbeite zuvor in der Instandhaltung von Anlagen. „Das Berufsbild von Muhammad passt eigentlich nicht richtig in den Fahrzeugbau. Er hat darum im Team Lenksystem in Halle 70 die Prüfstände betreut und Bauteilanalysen von Lenksystemen erstellt. Wegen seiner guten Vorbildung hat er bald zusätzliche Aufgaben in der Instandhaltung und Mechanik übernommen“, sagte Thielemann.
Samir Mohamad hat in seinem Praktikum näher am Auto gearbeitet. Im Team von Jens Wachendorf hat er Hauptuntersuchungen durchgeführt, Software geflasht, Nachrüstungen vorgenommen, viel geschweißt. „Samir hat immer von sich aus geguckt, welchen Kollegen er gerade unterstützen könnte.“, Marvin Matzner, Samirs Pate im Team.
Auch zwischenmenschlich hat es mit den Kollegen gestimmt: „Das ganze Team hat Muhammad aus vollem Herzen aufgenommen“, sagt Meister Thielemann. Samir Mohamad hat in der Pause Witze mit den Kolleginnen und Kollegen gemacht: „Ich wurde gefragt, ob es in Syrien moderne Autos gibt. Ich habe gesagt nein, wir fahren
noch mit Pferdewagen.“