
Oldtimer-Ikone, Transporter-Legende, Kult-Fahrzeug. Bis heute ist der Volkswagen Transporter Markführer in seinem Segment. Der VW Bulli hat sich sechs Generationen zu einem echten Mythos entwickelt. Im November 1949 unter dem Namen „Typ 2“ als Ergänzung des Volkswagen Käfer vorgestellt, entwickelte sich der Kleinbus gleich in der ersten Generation zu einem weltweiten Verkaufsschlager. Bis 1967 wurden von dem Modell 1,8 Millionen Einheiten gefertigt.
Zeitgeist in den 1950- und 1960er Jahren: Mit Bulli und Zelt (oder auch nur Vorzelt) die Welt sehen – bei geringen Reisekosten


Entstanden war die Vision für einen Volkswagen Transporter bereits Jahre zuvor. So fand sich in den nicht umgesetzten Projektskizzen des 1931 gegründeten Konstruktionsbüros Porsche GmbH ein 1939 patentierter Vorschlag für ein Transportfahrzeug. Es nahm auf der Basis eines Volkswagen Chassis mit Heckmotor in Konzeption und Abmessung zahlreiche Konstruktionsmerkmale des späteren, ersten Modells der Baureihe vorweg. Als der niederländische Geschäftsmann Ben Pon bei einem Besuch des Wolfsburger Werks im April 1947 die Zeichnung eines leichten Nutzfahrzeugs anfertigte, wurde die Idee für einen Transporter neu wiederbelebt. Nach mehreren Prototyp-Experimenten ab März 1949 auf Basis eines Käfer Chassis rollten im März 1950 am Standort Wolfsburg die ersten Wagen in Serienproduktion.
Erst Kastenwagen, dann Kombi
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Kastenwagen
Die erste angebotene Variante des VW Bulli war der sogenannte Kastenwagen. Mit seinem großen Laderaum, einer hohen Nutzlast und seinen glatten Seitenwänden für Werbeplakate erfüllte er die Zweckmäßigkeit eines Transporters für die Güterproduktion und gleichzeitig die Eigenschaft einer rollenden Litfaßsäule für Unternehmen und Gewerbetreibende. Auf den Kastenwagen folgte kaum einen Monat später der sogenannte Kombi.
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Kombi
Im Gegensatz zum Vorgänger hatte der Kombi Fenster im Laderaum und zwei Sitzreihen für Passagiere. Diese konnten leicht entfernt werden, so dass der Wagen je nach Bedarf zu einem Last- oder Personenwagen wurde. Gleichzeitig konnte der Wagen dadurch sowohl als Arbeits- als auch als Familienauto genutzt werden. Im Mai 1950 stellte Volkswagen ein drittes Modell vor, das in Deutschland als Kleinbus verkauft wurde. Der Achtsitzer war mit dem Kombi fast identisch, besaß jedoch eine bessere Innenausstattung und war für all jene konzipiert, die Geräumigkeit und viel Platz schätzten.
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Samba
Dem folgte im Juni 1951 ein Modell, das ebenfalls für den Personentransport gedacht, aber weitaus luxuriöser als der Kleinbus war. In Deutschland ursprünglich als Sondermodell angeboten und in anderen Ländern unter der Bezeichnung „Microbus Deluxe“ verkauft, wurde der Wagen auch unter dem Namen „Samba“ populär. Auffälligstes Merkmal des Samba war neben seinem großen Rolldach die Vielzahl an Fenstern. Insgesamt verfügte der luxuriöse Bus über nicht weniger als 23 davon, ein Kombi oder Kleinbus musste mit 11 Fenstern auskommen. Typisch waren auch die im Stil der damaligen Reisebusse platzierten vier Panoramafenster in jede Dachseite.


Ein weiteres neues Charakteristikum des Fahrzeugs war die üppige Verwendung von Chromteilen. Sogar das große Volkswagen Logo auf der Front, dass bei den anderen Modellen weiß lackiert war, war hier ebenso wie die Radkappen verchromt. Die Innenausstattung des Samba war hochwertig und unterschied sich deutlich vom spartanischen Interieur etwa eines Kastenwagens. So war die Polsterung der Sitze (neun Plätze in drei Reihen) aus Stoff – Aschenbecher, Griffe und Haken für Kleiderbügel waren ebenfalls vorhanden. Während sich die Samba- oder Deluxe-Version hinsichtlich ihrer Ausstattung erheblich vom Rest des Sortiments unterschied, blieb man beim Motor beim Bewährten. Zu diesem Zeitpunkt berechnete das Werk die Höchstgeschwindigkeit mit moderaten 80 km/h, was einer Drehzahl von 3.300 Umdrehungen pro Minute entspricht.
Mit der Erweiterung der Transporter-Reihe um verschiedene Varianten stiegen auch die Anzahl der Neuerungen und Verbesserungen an Technik und Ausstattung, die in die einzelnen Modellreihen eingebaut wurden. Von der Motorenleistung über die Einführung von vorderen Blinkleuchten, einer hinteren Stoßstange bis zu einer serienmäßigen Heckklappe und einem Einzelsitz für den Fahrer.
Neu gewonnene Freiheit und Reiselust
Als Lieferwagen, Personentransporter, Sonderfahrzeug oder Campingbus – in der Nachkriegszeit standen die Modelle der VW Bulli-Baureihe auch für die neugewonnene Freiheit und Reiselust. Einfach fahren, wohin man mag. Mit dem VW Bulli waren ein Wochenendausflug an die See oder ein Familienpicknick im Grünen Zeichen eines neuen Lebensgefühls. Dabei mutierte der VW Bulli zum Statussymbol und zum Ausdruck der Individualität. Das zeigt sich auch an der liebevollen Einrichtung der Autos mit persönlichen Accessoires wie selbst gehäkelten Tischdecken. Manche brachen mit ihrem VW Bulli auch zu einer Weltreise auf. Damit wurde der VW Bulli gemeinsam wie sein kleiner Bruder, der Käfer, zu einem Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Eine besondere Bedeutung hat der Bulli in Nordamerika. In den 1960er Jahren wurde das Reisemobil mit dem sympathischen Gesicht zum bevorzugten Gefährt der Hippies und der 1968er-Bewegung.
Einfach fahren, wohin man mag.
70 Jahre nach der Geburtsstunde des ersten Volkswagen Transporters ist der VW Bulli zu einer echten Oldtimer-Ikone gereift. Als Gebrauchtwagen erreichen die Fahrzeuge auf dem Markt bis heute Spitzenpreise.
Die Verbindung aus unverwechselbarem Design, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit wird auch die Zukunft des VW Bulli prägen. Und die ist elektrisch und autonom. So hat der Volkswagen Konzern für 2022 den neuen, vollelektrischen ID. BUZZ angekündigt.

Quelle: alle Fotos Volkswagen AG
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Der VW Bus als Sinnbild für einen nomadischen Lebensstil
Viktor Papanek war seit den 1960er Jahren einer der wichtigsten Vordenker eines sozial und ökologisch orientierten Designansatzes.
Zur Hochzeit des Bullis entwarf der Designer und Aktivist in den 1970er Jahren Möbel für einen nomadischen Lebensstil, für den der VW Bus zum Sinnbild wurde. Papanek vertrat einen engagierten Designbegriff und galt als Denker für die Alternativkulturen der Hippies, die den VW Bus zu ihrem Traumvehikel machten. Die Geschichte des Wagens, der als Projektionsfläche für hehre Ziele und Weltverbesserungsphantasien diente, ist eng verbunden mit der der Hippies und Freidenkern gestern und heute.
Papaneks Schlüsselwerk „Design for the Real World“ (1971) gilt bis heute als das meistgelesene Buch über Design, das jemals veröffentlicht wurde. Papanek plädiert darin für Inklusion, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Zu diesem Thema findet im Vitra Design Museum in Weil am Rhein noch bis zum 10. März 2019 eine von Volkswagen geförderte Retrospektive unter dem Titel „Victor Papanek: The Politics of Design“ statt.