Wie in Wolfsburg arbeitete Georg Schoske auch in Salzgitter zunächst im Fahrzeugbau. Mit einem kleinen Team reparierte er Werkzeuge und Maschinen für die Fertigung des frontgetriebenen K70, der als eines der Bindeglieder zwischen dem heckgetriebenen Käfer und dem ebenfalls frontgetriebenen Golf gilt. „Das waren gute Zeiten. Wir hatten viel Arbeit. Aber wir wurden auch gut bezahlt und man konnte vorankommen“, berichtet Georg Schoske.
Fünf Jahre später wandelte sich die Arbeit für Schoske – und für das ganze Werk, das nach dem erfolgreichen Anlauf des Golf in Wolfsburg den Fahrzeugbau einstellte und sich auf die Motorenfertigung spezialisierte. „Das war nicht einfach für uns. Manche Kollegen verließen das Unternehmen und fingen bei anderen Firmen an. Ich bin geblieben und habe es nicht bereut.“
Heute verändert sich der Standort Salzgitter erneut tiefgreifend, denn das Werk befindet sich im Wandel zur Elektromobilität. Zusätzlich zur Fertigung modernster Verbrennungsmotoren spezialisiert es sich auf die Produktion von Rotor und Stator, zweier elementarer Bauteile des E-Antriebs. Darüber hinaus führt Volkswagen in Salzgitter die Entwicklung, Erprobung und Pilotfertigung der Batteriezelle zusammen: Im Center of Excellence entwickeln rund 300 Experten unter anderem innovative Fertigungsverfahren für Lithium-Ionen-Akkus. Ab 2024 soll in Salzgitter eine gemeinsame Batteriezellenfabrik mit dem schwedischen Unternehmen Northvolt AB in Betrieb gehen.

Teil des Wandels ist Marvin Schoske (23). 2014 begann er im Werk Salzgitter seine Ausbildung zum Industriemechaniker, parallel studierte er Maschinenbau. Kurz nach Abschluss des dualen Studiums wechselte er als Planer in die Rotor- und kurze Zeit darauf in die Stator-Fertigung. „Wir bauen hier etwas völlig Neues auf. Das finde ich spannend, es stellt uns vor neue Herausforderungen“, sagt er.
Genutzt werden die Statoren aus Salzgitter für den vollelektrischen ID.3*, der ab September zu den Kunden kommt. Ein Meilenstein in der Elektrooffensive von Volkswagen – und eine große Aufgabe für das Planungsteam. „Wir steigern die Stator-Produktion kontinuierlich. Ziel ist es, künftig 2.000 Einheiten täglich im Drei-Schicht-Betrieb zu bauen“, berichtet Marvin Schoske.
Neu ist in Salzgitter nicht nur die Stator-Produktion selbst – auch das Fertigungsverfahren ist innovativ: Mit der so genannten Hairpin-Technologie werden die Räume innerhalb des Stators optimal genutzt, was den Wirkungsgrad des E-Antriebs erhöht. Mehr als einmal hat Marvin Schoske interessierten Besuchern die Fertigung gezeigt. „Wir bekommen viel Aufmerksamkeit. Andere lernen von uns“, sagt er.

Regelmäßigen Austausch gibt es beispielsweise mit Volkswagen Teams aus China, einem der wichtigsten Märkte für E-Autos. Aber auch aus privaten Gründen ruft Marvin Schoske häufig in China an – denn dort arbeitet sein Vater. Für das Joint Venture FAW-Volkswagen verantwortet Rainer Schoske die Fertigung von Batteriesystemen und anderen Elektrokomponenten an vier Standorten. „Das Volumen steigt von Jahr zu Jahr. Wir befinden uns mitten in der Transformation“, sagt er.
Nach Ausbildung und Studium in Salzgitter hat Rainer Schoske im Volkswagen Konzern reichlich internationale Erfahrung gesammelt: Er arbeitete im tschechischen Mlada Boleslav, war Werksleiter im polnischen Polkowice, seit Anfang 2017 lebt er bereits zum zweiten Mal im ostchinesischen Changchun. „Der Anlaufpunkt unserer Familie ist aber immer Salzgitter geblieben“, sagt er.
Ab 2009 leitete Rainer Schoske an seinem Heimatstandort fünf Jahre lang die Fertigung. „Auch damals gab es wichtige Veränderungen. Mit jeder Motorengeneration begann ein neuer Abschnitt“, erinnert er sich. Die Umstellung zur E-Mobilität allerdings sei ein noch größerer Schritt – und zugleich eine Chance für den Standort. Rainer Schoske: „Salzgitter war immer für seine Talente und für seine hohe Kompetenz bekannt. Dieses Ansehen muss und wird sich das Werk auch beim E-Antrieb erarbeiten.“
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Stator
In jedem Elektromotor befindet sich ein fest stehender Stator und ein sich darin drehender Rotor. Der Stator besteht aus Kupferdrahtspulen. Fließt durch diese Spulen elektrischer Strom, entsteht im Stator ein umlaufendes Magnetfeld, welches den Rotor zum Rotieren bringt. Die Drehbewegung beruht auf einem einfachen physikalischen Prinzip: Ungleichnamige Pole von Magneten ziehen sich an, gleichnamige stoßen sich ab.
Verbrauchskennzeichnung
* ID.3: Das Fahrzeug wird in Europa noch nicht zum Verkauf angeboten.
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