Respekt, Toleranz, gelebte Vielfalt – das sind die Ziele des LGBTIQ* and friends-Netzwerks #WeDriveProud bei Volkswagen. Zu den Mitgliedern gehört Alexander Selker, Doktorand in der Konzernmarktforschung. Zum Coming-Out-Tag erzählt er seine Geschichte.
Alexander Selker ist Mitte 20, als er sich ein Herz fasst. Er ist zum Studium von Großburgwedel bei Hannover nach Hamburg gezogen. Nach einigen Semestern nimmt er seine besten Freunde zur Seite und gesteht: Ich liebe Männer. Ein großer Schritt. „In der Schule galt Homosexualität immer als etwas Negatives. Ich habe mich angepasst und lange nicht damit beschäftigt“, sagt Alexander. Zu seiner Erleichterung reagieren Freund*innen und Eltern positiv auf das Coming Out: „Mit jedem Gespräch wurde es leichter.“ Heute arbeitet der 30-Jährige bei Volkswagen als Doktorand in der Konzernmarktforschung. Zusätzlich engagiert er sich im LGBTIQ* and friends-Netzwerk „We Drive Proud“ des Unternehmens. „Ich will es anderen leichter machen, zu ihrer Persönlichkeit zu stehen.“
Zurück in die Schulzeit. „Schwul war ein Schimpfwort. Das war nichts, mit dem ich mich identifizieren wollte“, erinnert sich Alexander Selker. Fragte jemand nach der Freundin, dann sagte er: Ich bin gerade nicht auf der Suche. Während des Studiums verliebt er sich in einen Mann – doch sein Umfeld soll nichts davon erfahren. „Es hat eine Weile gedauert, bis mir klar wurde: Das ist genau, was ich will. Als ich mir das eingestanden habe, wollte ich mein Leben nicht länger verbergen.“
Auch nach dem Einstieg bei Volkswagen tastet sich Alexander langsam vor. „Ich war im Privatleben geoutet. Aber am Arbeitsplatz habe ich zu Beginn nicht viel Privates erzählt.“ Das ändert sich mit dem Engagement im LGBTIQ*-Netzwerk. Kolleg*innen erkundigen sich nach dem Regenbogen-Hintergrund auf dem Laptop oder dem bunten Volkswagen Logo auf dem Smartphone. Alexander bittet seinen Chef um Freiräume für die ehrenamtliche Arbeit. Er erklärt, warum sich das Netzwerk für Vielfalt und Toleranz einsetzt. Mit dem Volkswagen Paradetruck fährt er 2019 zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin.
„Wir sind alle verantwortlich, ein Umfeld zu schaffen, in dem jede*r so sein kann, wie sie*er ist. Kein Mensch sollte seine Persönlichkeit verstecken müssen. Nur wer offen sein kann, kann auch am Arbeitsplatz glücklich sein.“
Bei den Netzwerktreffen lernt er Anna-Lena Müller kennen. Die Social-Media-Expertin aus der Volkswagen Kommunikation setzt sich als „Straight Ally“ für die LGBTIQ*-Bewegung ein. Sie sagt: „Wir sind alle verantwortlich, ein Umfeld zu schaffen, in dem jede*r so sein kann, wie sie*er ist. Kein Mensch sollte seine Persönlichkeit verstecken müssen. Nur wer offen sein kann, kann auch am Arbeitsplatz glücklich sein.“ Schon kleine Symbole wie Regenbogen-Sticker an der Jacke oder auf dem Laptop könnten einen Beitrag leisten, um das notwendige Klima zu schaffen.
„Wenn wir uns ausruhen, verspielen wir Fortschritte der letzten Jahrzehnte.“
Ähnlich sieht es Sascha Gehrke, der sich ebenfalls als „Straight Ally“ für das Netzwerk engagiert. Er sagt: „Toleranz ist nicht selbstverständlich. In vielen Ländern kehren Vorurteile und Homophobie zurück. Wenn wir uns ausruhen, verspielen wir Fortschritte der letzten Jahrzehnte.“ Gerade in einem internationalen Unternehmen wie Volkswagen müsse jeder Einzelne Farbe bekennen. Seit einigen Monaten arbeitet Sascha Gehrke im Diversity-Team von Volkswagen in Hannover.
Gerade zum Coming-Out-Tag am 11. Oktober stellt sich die Frage: Was kann Volkswagen besser machen? „Bisher habe ich im Unternehmen nur gute Erfahrungen gemacht. Alle waren offen für unsere Anliegen“, sagt Alexander Selker. Allerdings bedeutet das nicht, dass er im Alltag keine Ungleichbehandlung wahrnimmt. Alexander: „Vieles geschieht unbewusst. Wenn ich neue Kollegen kennenlerne, dann werde ich oft nach meiner Freundin gefragt. Dass ich Männer lieben könnte, hat kaum jemand auf der Rechnung.“
Alexander Selker ist es wichtig, dass es ihm keineswegs nur um Homosexualität geht. Er sagt: „Ich setze mich für ein vielfältiges Volkswagen ein. Das schließt unterschiedliche Hautfarben und Religionen genauso ein wie unterschiedliche sexuelle Orientierungen.“ Nur wer in seinem Arbeitsumfeld nichts verbergen müsse, könne sich frei entfalten und mit voller Kraft einsetzen. Selker: „Angst ist immer ein schlechter Ratgeber.“
Info:
LGBTIQ ist die aus dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung für „Lesbian, Gay, Bisexual Transgender, Intersex, Queer“ (Lesbisch, Schwul, Bi, Trans*, Inter*, Queer). Die Abkürzung kam in den USA auf und wurde auch in Deutschland gängig. Sie bezeichnet kurz und knapp Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität oder ihres Körpers von der heterosexuellen Norm abweichen.
Der Coming Out Day wird seit 1988 offiziell begangen. Der Anlass soll dazu ermutigen, zur eigenen sexuellen Orientierung zu stehen und sich freiwillig zu outen.
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