Wer an Autobau denkt, der denkt meist an Metall. Materialien wie Stahl, Kupfer oder Aluminium geben den Fahrzeugen ihre Form. Es geht aber um mehr: In einer Tonne Auto stecken auch über 150 Kilogramm Kunststoff. In dem Projekt „SyKuRA“ (Systemisches Kunststoffrecycling aus Altfahrzeugen“) arbeitet der Volkswagen Konzern daran, die Kunststoff-Bestandteile ausgedienter Stoßfänger, Sitzpolster oder Dichtungen besser zu nutzen und somit die Umwelt zu schonen.
Dr. Anja Pieper arbeitet in der Technischen Entwicklung als Expertin für Verwertungstechnik und Recycling – sie kennt die Herausforderungen. Pieper: „Beim Altfahrzeug-Recycling steht heute die Trennung der verschiedenen Metalle im Mittelpunkt – Kunststoffe dagegen bleiben in einer Mischung übrig, die zurzeit hauptsächlich thermisch verwertet wird. Genau hier setzt ein neues Projekt an, an dem neben Volkswagen das Öko-Institut, der Chemie-Konzern BASF, der Aufbereitungsspezialist SICON sowie die Technische Universität Clausthal beteiligt sind. „Wir entwickeln Technologie, um gemeinsam die Möglichkeiten zur besseren Trennung und Wiederverwertung der Wertstoffe aus Schredderrückständen auszuschöpfen“, sagt Pieper. Besonderer Fokus liegt auf Kunststoffen.
„Wir wollen die Möglichkeiten zur besseren Trennung und Wiederverwertung der Wertstoffe aus Schredderrückständen ausschöpfen.“
Konkret bedeutet das: Die Arbeit beginnt dort, wo mechanische Recycling-Methoden an ihre Grenzen stoßen. Was sich damit nicht wiederverwenden lässt, könnte künftig ins chemische Recycling gehen – Fachleute sprechen beispielsweise von Pyrolyse. „Bei hohen Temperaturen von bis zu 800 Grad wird das Stoff-Gemisch in seine chemischen Grundprodukte zerlegt. Da bleibt kein Kohlenstoffatom im Polymer auf dem anderen“, so Pieper. Der Vorteil: Das recycelte Material ist von ebenso hoher Qualität wie Kunststoffe aus Rohöl – ohne dass neue Rohstoffe abgebaut und verarbeitet werden müssen.
Auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen
Das Projekt trägt zum übergeordneten Ziel bei, den Volkswagen Konzern bis 2050 zum bilanziell klimaneutralen Unternehmen zu machen. „Die heutige Wertschöpfung folgt weitgehend einer linearen Logik: abbauen, herstellen, konsumieren, entsorgen. Fakt ist, dass die Ressourcen auf unserem Planeten nur begrenzt verfügbar sind. Deshalb verfolgen wir im Konzern die Vision einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft“, sagt Oliver Blume, CEO von Porsche und im Konzernvorstand für den Umweltschutz verantwortlich.
„Die Ressourcen auf unserem Planeten sind nur begrenzt verfügbar. Deshalb verfolgen wir die Vision einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft.“
Materialkreisläufe sollen geschlossen und eingesetzte Rohstoffe nach dem Lebensende der Fahrzeuge wieder neuen Produkten zugeführt werden. Schon bei der Entwicklung neuer Autos achten die Volkswagen Experten deshalb auf eine verwertungsgerechte Materialauswahl und eine Konstruktion, die die Demontage erleichtert. Am Ende des Lebenszyklus können Fahrzeuge heute zu 85 Prozent recycelt und zu 95 Prozent verwertet werden.
Mit dem neuen Gemeinschaftsprojekt, gefördert vom Bundesforschungsministerium, könnten diese Quoten durch eine bessere Wiederverwertung von Kunststoffen weiter steigen. Dabei geht es nicht nur um Physik und Chemie – auch datengestützte Industrie 4.0-Methoden sollen dazu beitragen, die Stoffströme optimal zu steuern. Pieper: „Wir wollen Lösungen entwickeln, die die Umwelt schonen und gleichzeitig zu marktfähigen Produkten führen. Nur wenn die Verwertung ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, funktioniert Recycling nachhaltig.“
go to zero
Der Volkswagen Konzern strebt danach, die Umweltauswirkungen aller Produkte und Mobilitätslösungen entlang des gesamten Lebenszyklus zu minimieren – das gilt von der Rohstoffgewinnung bis zum Lebensende, wenn die Wiederverwertung eingesetzter Materialien ansteht. Schwerpunkte des Umweltleitbilds go to zero sind die Bereiche Klimaneutralität, Ressourcenschonung, Luftqualität und Umwelt-Compliance. Mehr erfahren Sie hier.
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